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Sharing Economy – Teil 3: Profitabler Austausch

Pressefoto_BlaBlaCar_Begrüßung_Mitfahrgelegenheit-1Der Leitgedanke einen effektiveren, nachhaltigeren Umgang mit unseren Ressourcen zu finden, ist überaus löblich. In der Praxis stößt man dabei allerdings auf einige Konflikte. Wer etwas übrig hat teilt, verleiht, verschenkt es – aber so ganz ohne Eigennutz? Wer sagt denn, dass ich für meine Zeit, Fähigkeiten oder Güter denselben Wert zurück bekomme? Dass die Mietfläche richtig gepflegt wird in meiner Abwesenheit oder ich auch wirklich das geteilt bekomme, wonach ich gesucht habe und nicht irgendeine Mogelpackung …

In unserer Betragsreihe zur aufstrebenden Sharing Economy haben wir uns bereits immaterielle und materielle Bezugswerte angesehen, wie Ideen und Talente geteilt werden, aber auch Fahrzeuge und Lebensräume. Während Ersteres noch problemlos unentgeltlich akzeptiert wird, taucht spätestens beim Verleih und Weiterreichen von Gütern die Frage nach dem Geld auf. Nicht selten steckt ein professionelles Management dahinter, das für sein Engagement selbstverständlich auch entlohnt werden will. Wie finanziert sich also eine derartige Ökonomie?

Crowdfounding
Beginnt man im Bereich Finanzwesen, treten die Probleme am deutlichsten hervor. Start-up Unternehmen, private Leasingangebote und Ähnliches haben einen gemeinsamen Nenner: Sie teilen Geld auf. Während ein paar Wenige dabei groß raus kommen, wie zum Beispiel Airbnb und Taskrabbit, bleiben die Meistens ihrer Schuld fällig. Die einen scheitern an ihrer Idee und können den gewährten Kredit nicht zurückzahlen, andere bekommen gar nicht erst eine Chance zum Durchstarten und wieder andere investieren in das Blaue vom Himmel. Wirklich profitieren können dabei nur die Plattformen, denn deren Provision ist der einzig sichere Faktor an dem Ganzen.

Doch auch darüber hinaus haben diese Projekte Auswirkungen auf die jeweilige Branche. Unzählige Selbstständige kommen mit einer fixen Idee an und müssen sich gegen enorme Konkurrenz interessant rechnen. Arbeitnehmerrechte, Steuerpflichten und Beständigkeit spielen dabei kaum eine Rolle. Als Ferienwohnungen vermietete Häuser unterbieten selbst die günstigsten Hotelketten – nehmen aber gleichzeitig Wohnraum weg und treiben die Mietpreise in die Höhe. Wenn aus dem Teilen Vermarktung wird, taucht ein altbekanntes Problem auf. Einer profitiert davon, der Rest zahlt drauf.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Sharing Economy an der Rentabilität die Zähne ausbeißt, ist Why Own It. Mit großen Interesse wurde das Voranschreiten der App verfolgt, aber ebenso ihr Scheitern. Noch vor zwei, drei Jahren wurde sie und die ganze Sharing Szene so beschrieben:

Das Fazit von Gründer Philipp Glöckler lautet mittlerweile „Es ist uns leider nicht gelungen, das Baby zum fliegen zu bekommen“. Doch anstatt sich kommentarlos zu vergraben, teilt er nun stattdessen seine negativen Erfahrungen mit der Community und hofft nach wie vor darauf, dass derartige Ideen in Zukunft bessere Aussichten haben und von einem breiteren Publikum angenommen werden. Denn man kann noch so viel teilen wollen, steht als Zähler nur eine Null unterm Strich, wird daraus nix.

Sharing als Marketingstrategie
Und doch kämpft die Gesellschaft gegen eben diese Fehlentwicklung und versucht ein sinnvolles Sharing auf die Beine zu stellen, dass nachhaltig und effektiv sein kann, ohne zu in diesem Stil zu scheitern. Parallel soll dennoch ein kleiner Gewinn als Anreiz dienen, quasi als Schutzgebühr für fairen Handel. Setzt man das Prinzip geschickt um, können am Ende alle einen Nutzen daraus ziehen. So bieten beispielsweise Bastelshops kleine Abendkurse an, in denen kostenlos Strick-Anleitungen näher gebracht werden und hinterher kann man gleich vor Ort das Zubehör kaufen, woraus letztlich beide Parteien profitieren. Ähnlich funktioniert es bei Kochschulen mit Haushaltsbedarf im Sortiment oder in Baumärkten, die Seminare zum Tapezieren anbieten.

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Auch hier werden Fähigkeiten geteilt bzw. vermittelt mit der Absicht daran etwas zu verdienen und neue Kunden zu gewinnen, doch auch der Kunde selbst geht „reicher“ daraus hervor, mindestens an Erfahrung. Am Ende ist es wie bei einer Weinverkostung – einmal auf den Geschmack gekommen, wollen viele mehr.

Richtig informiert
Wie man bei all den Sharing Angeboten das Beste findet, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Der Trend wird sich garantiert auch 2016 weiter etablieren und wir dürfen gespannt sein, welche Konzepte uns noch erwarten. Wer dabei keine allzu großen Hoffnungen investiert, sondern realistisch bleibt, wird nicht nur viel Spaß am Teilen haben, sondern auch auf die eine oder andere Art davon profitieren.

Verfolgen kann man die neusten Entwicklungen zum Beispiel mit dem Magazin OuiShare oder über diverse Nachrichtenportale. Und natürlich bleiben auch wir am Thema dran und berichten über die Sharing Trends von Übermorgen.

Bild: © blablacar

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