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Von Seitensprüngen, Affären und wahrer Liebe – was ist dran am Trend der Online Partnerbörsen?

Bild: © Gina Sanders - Fotolia.com

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Immer mehr rutscht die nachwachsende Generation ins Abseits, zumindest in Hinblick auf persönliche Kontakte, Sozialstrukturen und dem Gefühl für den Gegenüber. In Zeiten von Facebook, Twitter und Co. trifft man sich online, statt in der Nachbarschaft, auf Pixelbildern statt in realer Highend-Grafik. Ein fragwürdiger Trend entstand mit Webportalen, die sich speziell auf Seitensprünge konzentrieren und Möglichkeiten erschließen wollen, dem rastlosen Leben einen weiteren Kick zu verpassen.

So wird der Job nicht mehr riskiert, in dem man auf der Firmenfeier mit Kollegen shakert, sondern man kann die Anonymität der Internets nutzen und so sprichwörtlich maskiert auf die Pirsch gehen. Gerade für die vielen schüchternen Gemüter, die glauben andernfalls nie Erfolg zu haben, bieten Websiten wie eDarling oder partnership einen verlockenden Lichtblick. Doch Vorsicht, wie in jedem Werbeversprechen lauern auch hier Tücken. Das Prinzip klingt zunächst einleuchtend: dir ist in deiner Beziehung langweilig? Die Luft ist raus, das Kribbeln weg und ihr lebt nur noch nebeneinander ohne wirklich Zeit zusammen zu verbringen? Wie wäre es mit Abwechslung, dem Alltag entfliehen… Was einst als gewöhnliche Höhen und Tiefen einer Partnerschaft überwunden wurde, und die Verbindung sogar gestärkt hat, wirft heute viele Paare aus der Bahn. Zum Teil unerfahren mit Konflikten umzugehen – schließlich lässt sich der Partner nicht einfach auf die Ignore-Liste setzen – flieht so manch einer zur Partnerbörse, die sinnbildlich mit Luftballons und Süßigkeiten winkt. Oh reizvolle Versuchung, wie oft wurden wir vor dir gewarnt, wie oft haben wir die Zeichen ignoriert. Doch kann das gut gehen? Einigen ist das egal, Hauptsache wieder lebendig fühlen, dank einem erregenden Nervenkitzel. Auch wenn er nur von kurzer Dauer ist.

Onlinedating, Partnervermittlung, Seitensprung – im WWW alles kein Problem?!

Und so melden sich Tag täglich ratlose Herzen bei Partnervermittlungen an. Die Gründe dafür sind allerdings sehr unterschiedlich. Da sind zum einen die einsamen Seelen, die ihre wahre Liebe suchen oder einfach mal nette Kontakte knüpfen wollen. Für Discos, Clubs oder Bars zu zurückhaltend, können sie online endlich mehr wagen. Genauso wollen sich jene Selbstbewusstsein suchen, die für ihr Aussehen oder ihren Charakter Bestätigung suchen. Lediglich um nach Jahren der festgefahrenen Ehe zu wissen, ob man’s noch drauf hat. Doch andere wollen mehr als das. Seitensprünge, Abenteuer, Affären … es ist der Kick, der Adrenalinstoß, den sie suchen. Vielleicht auch die Gefahr erwischt zu werden.

Neben den bekannten Singlebörsen und Partnervermittlungen, boomen in den letzten Jahren auch die Seitensprungportale wie FirstAffair. Natürlich kann man auch hier auf Wunsch eine Beziehung anstreben – wenn man nicht schon eine hat. Die Anmeldung erfolgt wie überall: Geschlecht, Suchprofil, Vorlieben, Foto. Offenes Geheimnis sind auch die vielen Fake-Profile (meistens weibliche), die der Quote dienen und zur Animation. Der offensichtliche Überschwung an Frauen lockt Männer auf die Seite. Dagegen sieht die Realität oft anders aus, in der Regel sind deutlich mehr Männer angemeldet. Immer wieder kritisieren, auffälligerweise erfolglose Singles, die mangelnde Kontrolle der Profile auf Echtheit und unterstellen den Anbietern, selbst Animateure anzuheuern. Nicht selten werden die weiblichen User aber auch so dermaßen mit Anfragen überhäuft, dass sie gar nicht die Zeit haben jedem zu antworten. Hier wird wieder das Ungleichgewicht klar. Deswegen ist es wie auch auf Firstaffair üblich, dass die Damen weniger bezahlen müssen, bei einigen anderen Anbietern sogar gar nichts. Erst eine Premiummitgliedschaft erweitert die Nutzbarkeit um erlaubte Nachrichten, Fotoeinsicht oder Anfragen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Männerwelt wie so oft mehr zur Kasse gebeten wird. Einige empfinden das als ungerecht. In manchen Foren kursieren sogar trotzige Kommentare, die Damen seien so überheblich und oberflächlich nur weil sie keine Beiträge bezahlen müssen und die freie Auswahl hätten. Menno!

Werbeversprechen, Erwartungen und die Wirklichkeit…

Wie schon erwähnt fehlt leider der Bezug zum Gegenüber, sich in die Lage des anderen hinein zu versetzen. Wie auch, ohne persönlichen Kontakt fehlen Interpretation aus Mimik und Gestik, mal abgesehen von den mangelnden Informationen. Trotz wissenschaftlich bekundeter Analysen sagen die kurzen Hinweise nur wenig über die ganze Person aus. Stichpunkte zum Urlaubswunsch, Hobbies oder romantischen Vorstellungen sind zum Beispiel Teil der wenigen Anhaltspunkte, die zur Verfügung stehen. Es geht also kein Weg daran vorbei, wenigstens mal miteinander zu chatten, um mehr zu erfahren. Quasi hinter vorgehaltener Hand trauen sich einige mehr zu als in einer direkten Begegnung. Hier sollte sich jeder ehrlich die Frage stellen, ob man endlich so sein kann wie man wirklich ist, oder nur so tut wie man es gerne wäre. Für den Wunsch einer Beziehung ist es entscheidend man selbst zu sein, für eine Affäre darf es schon mal gespielter zu gehen. Mit den Chats und Nachrichten bleibt genug Zeit, sich Reaktionen genau zu überlegen ohne vor Aufregung zu stottern oder rot zu werden. Das ist der wichtigste Vorteil für die Meisten – die Show. Zweit wichtigster Pluspunkt: die Gelegenheit.
Beides zusammen wird zum Flirt. Ob der dann im One-Night-Stand endet, in der Ehe oder man aus Versehen einem Bekannten gegenüber steht macht das Abenteuer so richtig aufregend. Vom neugierigen Ausprobieren bis hin zur Seelenverwandtschaft scheint alles möglich. Ungelöst bleiben die Statistiken, wie viele lebenslange Partnerschaften und wie viele lebenslange Geschlechtskrankheiten sich dabei schon begegnet sind. Diese Verantwortung liegt aber nach wie vor bei den Beteiligten selber. So bringt es auch nichts mit verfälschten Bildern zu werben und dann beim Treff zu erschrecken und doch leer auszugehen.

Fazit

Ähnlich dem echten Leben unterscheiden sich die Plattformen wie Discotheken im Klientel. So wie man sich bewusst für die Technobar oder den 80er Jahre Schuppen entscheidet, sollte man auch die Partnerbörse auswählen. Mit Leuten, die das Ganze leider als Gag missbrauchen, muss man immer rechnen. Nur das man im Internet mit mehr Abstand damit umgehen kann. Unreife Anmachsprüche, sinnlose Kommentare und eben auch der klassische Korb gehören offensichtlich mit dazu, das ist im Real Life nicht anders. Hier vernachlässigen die Betreiber der Online Portale gerne mal ihre „Aufsichtspflicht“, denn am Ende bringt jeder Nutzer Profit und Quoten. Die Mitgliedsbeiträge sind mitunter auch nicht ganz ohne, oft als Abonnement verkauft mit langen Kündigungsfristen und wenig Serviceleistungen seitens der Betreiber. Kostenlose Mitgliedschaften (der Frauen) enden dagegen gerne mal als Karteileichen – mit demselben Nutzen für den Anbieter.

Und schon hat man vor dem ersten Date eine Rechnung auf dem Tisch und Spams im Posteingang. Lohnt sich das? Bei Seitensprüngen und geheimen Spielchen ist die Anonymität im Internet gewiss ein Argument, ebenso wenn man aus einer dünn besiedelten Gegend stammt und neue Gebiete erschließen möchte, doch auch wenn man die sich verändernde Soziologie bedenkt, scheint das Kennenlernen über’s Internet nur ein weiterer nachvollziehbarer Schritt in der Entwicklung neuer Generationen. Ein Trend, der erfolgreich sein kann, aber auch Probleme birgt. Wer sich dennoch dafür entschließt, sollte die Anbieter zum Vergleich ziehen, auf Preis-Leistungsverhältnisse achten und welchen Service das Portal zusätzlich zur Verfügung stellt.

Weiterführende Angebote gibt es außerdem im App-Bereich, wo Dating zum noch spontaneren Erlebnis wird. Beispiele präsentiert dieser Artikel auf welt.de.

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