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iBeacon: So funktioniert das Ganze

iBeacon_2014_01Da hat Apple seine neue Technologie iBeacon noch nicht einmal ein Jahr auf dem Markt und schon schießen auch hier in Deutschland die Start-Ups, die sich mit den verschiedensten Beacons befassen, wie Pilze aus dem Boden. Kein Wunder, denn die neue Bluetooth-Erweiterung ist für viele die neue Goldgrube im Bereich (lokales) Marketing. Wir geben hier im ersten Teil unserer Reihe einen Einblick über die Technik selbst und über die Möglichkeiten, die sie bietet.

iBeacons – So funktioniert die Technik

Für die einen ist iBeacon der neue Trend im Marketing und alle wollen ein Stück vom großen Kuchen abbekommen, weshalb derzeit auch so viele Start-Ups gegründet werden. Und für die anderen ist die Bluetooth-Erweiterung, die Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Sommer 2013 vorstellte, schon der Untergang des Abendlandes, weil sie darin noch mehr Gefahr für ihre persönlichen Daten sehen und eine Rundum-die-Uhr-Überwachung fürchten. Aber wie funktioniert die Technik nun überhaupt? Ein Betreibe eines Geschäftes, Museums etc. kann seine Location mit vielen verschiedenen iBeacons, also kleinen Bluetooth-Sendern, ausstatten. Diese Beacons, als Ableitung des englischen Wortes für Leuchtfeuer, erlauben nun vorüberziehenden Smartphones und anderen Empfängern die Bestimmung ihrer Position. Damit erlauben diese Sender speziell in abgeschlossenen oder zumindest überdachten Räumen eine deutlich präzisere Standortbestimmung, als sie mit den traditionell verwendeten Techniken wie GPS, WLAN und Mobilfunknetz überhaupt möglich ist.

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Jede Menge Einsatzmöglichkeiten

Beim Kartenmaterial stützt sich das Smartphone auf Apps einer Ladenkette oder eines großen Bekleidungsherstellers, denen die Standorte der von dem Unternehmen gesetzten iBeacons natürlich bekannt sind. Die App und der iBeacon stellen dem Nutzer dann auf den Standort bezogene Informationen und Dienste bereit, sobald der Nutzer sein Smartphone aus der Tasche holt. Das können in einem Geschäft Informationen zu neuen Produkten oder zu Rabattaktionen sein. Und genau hier wittern die Kritiker, natürlich nicht ganz zu Unrecht, schon wieder eine riesige Werbekeule, die auf den User einschlagen könnte. Aber die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass sie sich nicht zwangsläufig nur auf Geschäfte begrenzen müssen. Sie reichen von der Navigation und Präsentation von Informationen im Museum über das Dirigieren von Bahnfahrern zum richtigen Bahnsteig und Wagen bis hin zur Bereitstellung der Tageskarte eines Restaurants auf dem Smartphone.

Kosten und Services

Doch was ist nun ein iBeacon aus technischer Sicht überhaupt? Dabei handelt es sich um ein von Apple entwickeltes Profil für Bluetooth Low Energy (BLE), seinerseits Teil von Bluetooth 4.0 und auch unter dem Markennamen Bluetooth Smart bekannt. Auch wenn es mit dem offiziellen Proximity-Profil konkurriert, ist es laut den Aussagen der Entwickler besser für standortbezogene Dienste geeignet. Von der Optik her sind dem iBeacon eigentlich keine Grenzen gesetzt, auch wenn die meisten eher unscheinbar daherkommen. Das Teil besteht aus einer kleinen Platine mit Bluetooth-Sender und einer Knopfzelle. Beide Bauteile sind in einem Kunststoffgehäuse verbaut, dessen Größe zwischen einem dicken 2-Euro-Stück und einer PC-Maus variieren kann. Preislich liegt ein iBeacon momentan bei 15 bis 25 Euro. Die Herstellung dieser Devices übernehmen Drittanbieter, also meist die angesprochenen Start-Ups, da Apple selbst keine Geräte herstellt.

Stromverbrauch und Reichweiteschwankungen

Das von diesen Geräten ausgestrahlte Signal enthält drei Bestandteile. Da wäre zum einen der Unique Identifier (UUID), eine hexadezimal notierte 16-Byte-Zahl. Zum anderen gibt es noch zwei weitere Zahlen im Bereich von 1 bis 65535, Major und Minor genannt. In der Praxis kann der UUID dann zum Beispiel das Unternehmen an sich kennzeichnen, der Major bezeichnet die Filiale und der Minor definiert den konkreten Standort innerhalb des Geschäfts. Beim Stromverbrauch wie auch bei der Reichweite gibt es Schwankungen. So ist der Stromverbrauch von BLE im Idealfall um den Faktor 100 geringer als der Verbrauch in Bluetooth 4.0 Classic. Im schlechtesten Fall landet man etwa bei der Hälfte des Strombedarfs von herkömmlichen Bluetooth. Somit schwankt auch die Akkulebensdauer je nach Hersteller zwischen sechs und vierundzwanzig Monaten. Abhängig ist der Stromverbrauch natürlich von der Länge des Sendeintervalls und der Signalstärke. Der Akku des Smartphones wird dank BLE beim Suchen der Sender kaum belastet.

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Auch bei der Reichweite der iBeacons gibt es starke Schwankungen. Sie reichen von 30 bis 50 m. Das kann für kleine Geschäfte völlig ausreichend sein, aber große Ketten dürften damit nicht zufrieden sein. Das 2,4-GHz-Signal der iBeacons unterliegt dabei natürlich genau denselben Beschränkungen, die man schon von anderen Drahtlosnetzwerken her kennt. Je mehr Wände, desto geringer wird die Signalreichweite. Das sonst für Bluetooth übliche Pairing gibt es bei der Datenübermittlung vom Sender (iBeacon) zum Empfänger (zum Beispiel ein Smartphone) nicht. iBeacons können keine Daten empfangen, sie sind ausschließlich Sender. Bei der Standortbestimmung mittels iBeacons gibt es derzeit noch große Ungenauigkeiten. Nun ist es an den Entwicklern herauszufinden, wie sich diese Probleme beheben lassen.

Zauberwort „Location Services“

Doch diese Schwierigkeiten sind nicht die Einzigen, die über Erfolg oder Misserfolg der Technologie entscheiden werden. So haben die Verbraucher vor allem vor einem mit Werbung zugespamten Smartphone Angst und fürchten sich auch vor einer zu individualisierten Kundenansprache á la Minority Report. Diese Sorgen sind allerdings teilweise unberechtigt, denn das System funktioniert auf dem Smartphone erst, wenn man sich die entsprechende iBeacon-App installiert hat. Nur wer diese App besitzt, wird Nutzer dieser Technologie. Alle anderen Smartphone-User bleiben verschont. Die Meldungen per iBeacons tauchen auch nur auf, wenn sich der Nutzer innerhalb der Reichweite des entsprechenden Standortes befindet. Betritt der User die Filiale, tauchen die Meldungen auf und genauso automatisch verschwinden sie auch wieder, wenn der User das Geschäft verlässt. Im Nachhinein wird es also keine weiteren Nachrichten geben. Auch die Qualität der bereitgestellten Informationen dürfte maßgeblich über den Erfolg des Systems entscheiden. Empfindet der User die Benachrichtigungen nur als störende Werbung, wird sich diese Technologie nie durchsetzen. Der User muss einen Mehrwert spüren, den er ohne die Technologie nicht hätte. Das kann zum Beispiel der Gratis-Kaffee im Bioladen um die Ecke sein oder die Zeitung, die es im Café kostenlos mit dazugibt. Demnach sollte die Devise lauten: „Location-Services, nicht Location-Marketing!“ Denn nervige Apps werden sofort wieder gelöscht und vielleicht auch noch in negative Bewertungen umgewandelt. Das ist dann nicht gerade eine gute Sache für das Geschäft. Richtig eingesetzt können die iBeacons aber einen hohen Nutzwert erzielen – für Geschäftsinhaber und für Kunden.

Fazit: Mit dieser Technik wird die Standorterkennung in geschlossenen Räumen entscheidend verbessert. Und hier liegt auch schon das wohl größte Problem für die deutschen Start-Ups, denn ihre eigenen Landsleute sind aufgrund verschiedener Datenschutzskandale der letzten Zeit extrem sensibilisiert, was den Umgang mit den eigenen Daten angeht. Einen Überblick über die Technologie bekommt ihr hier noch einmal in diesem Video von Estimote:

Bilder & Video: © Jonathan Nalder / Flickr / Estimote

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1 Comment

  1. […] sich hier eigentlich genau dreht, dem empfehlen wir, sich erst einmal einen Überblick in unserem Einführungsartikel zu […]

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