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Mesh Networks: Das DIY-Internet der Zukunft

Mesh Networks_10-14Heutzutage finden so gut wie alle geschäftlichen wie auch sozialen Kontakte oder Handlungen auch im digitalen Netz statt. Internet-User benötigen durch den dringenden Austausch von Informationen oder der teils notwendigen Weitergabe von sensiblen Daten ein sicheres Netzwerk. Die Rufe nach einem sicheren sowie zuverlässigen Netzwerk werden in Zeiten von um sich greifender Angriffe auf die Privatsphäre immer lauter. Eine Alternative könnte das Mesh Networking sein, welches sich bereits in Krisen- oder in Extremgebieten ohne Internetzugang und -verweigerung bewährt hat.

Die Basics

Mesh Networks verbinden Computer und andere internetfähige Endgeräte bis hin zu Smartphones wireless untereinander, indem man einfach die jeweilige App oder Software auf dem Gerät installiert hat. Die einzelnen Geräte bilden dann untereinander das lokale Netzwerk selbst mit einer geringen Reichweite, die aber durch eine hohe Zahl von Verbindungsstellen ein umfassendes Netz bilden können. Dabei passieren sie keine zentrale Autorität oder Provider, die ihre Dienste pay-per-use anbieten. Damit befriedigen Mesh Networks einen Leitspruch, welcher seit den Anfangstagen des Internets nicht mehr vernommen wurde: ein Netzwerk, welches von seinen Nutzern gebildet und verwaltet wird. Ein Internet von der Community für die Community. Wer es selber einmal selbst ausprobieren will, findet übrigens hier eine wirklich interessante Anleitung.

Denn die Stabilität des Internet der etablierten ISPs (Intenet Service Provider) ist entgegen der öffentlich Darstellung fragil und anfällig für allerlei Störungen von innen und außen. In den letzten Jahren kam es an vielen Orten in der Welt des Öfteren zum völligen Ausfall der öffentlichen Versorgung oder zur versuchten und teilweise auch tatsächlichen Umsetzung der Manipulation und Sperrung des Internets. So blockierte erst vor ein paar Monaten der damalige Ministerpräsident und heutiges Staatsoberhaupt der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, Twitter und Youtube im Land. Letzteres war bereits vor einigen Jahren zeitweise nicht zugänglich, da es kritische Videos über Staatsgründer Atatürk nicht löschte. Naturkatastrophen wiederum wie zuletzt in Haiti 2010 machten deutlich, dass eine großangelegte internationale Hilfsaktion nicht ohne die moderne Kommunikationstechnologie adäquat umgesetzt werden kann.

Die Möglichkeiten

In Haiti kam eine Technik zu Einsatz, die den Nutzen von Mesh Networks bewies. So unterstützte dort nach dem Zusammenbruch der kompletten Versorgung das neuseeländische Rote Kreuz durch die Zusammenarbeit mit Serval Project die Etablierung eines Mesh Networks für die Koordination der Hilfskräfte und deren Einsätze. Auf diese Weise konnten hunderte Menschen aus ihrem Elend gerettet werden. Genau dieses Projekt versucht nun, ein umfassendes Netzwerk für Australien zu etablieren. Ein Land, in welchem trotz 133 Mobiltelefone auf 100 Personen in über 75 Prozent der Landesfläche keine Internetverbindung möglich ist. Die Wireless-Technik der Mesh Networks würde also dort zu einer erheblichen Verbesserung der Konnektivität führen. Die Verantwortlichen des Projektes haben kalkuliert, dass nur 2 Prozent aller australischen Mobiltelefon-Nutzer einen einmaligen Beitrag ähnlich ihrer monatlichen Steuerabgaben tätigen müssten, um das Mesh Network zum Laufen zu bringen. Dieses Prinzip kann dann überall auf der Welt übernommen werden.

In Deutschland existiert bereits seit vielen Jahren ein Form des Mesh Networkings: der deutsche Freifunk hat seit Beginn des Aufbaus ein umfassendes Netzwerk zur Verbreitung von unabhängigen Radiosendern in Deutschland ermöglicht. So existieren allein in Hamburg über 300 Schnittstellen, die das lokale Netzwerk aufrecht erhalten. Doch warum ist dann die Verbreitung des Mesh Networks noch nicht weit vorangeschritten? Wäre es denn nicht richtig, statt für eine stetigen Verbesserung eines auffällig anfälligen Systems zu sorgen eine Alternative anzubieten, die nach den jeweiligen Bedürfnissen gewählt werden kann?

Die Kontroversen

Diese Problematik hat viel Gründe mit kontroversem Inhalt, die ein umfassendes Umdenken und ein Umstellen der gewöhnten Internetnutzung verlangen. So sehen etablierte Internetprovider im Mesh Networking einen potenziellen Konkurrenten, der durch sein freies, flexibles und unabhängiges System die pay-per-use-Methode der Anbieter in Bedrängnis bringt und den Status quo der Internetversorgung in den Augen der Provider gefährdet. Politiker sehen darin eine Gefahr der Unterstützung von illegalen und kriminellen Vereinigungen, die sich so unabhängiger vor dem „Big Brother“ verborgen connecten können. Darüber hinaus gestaltet sich eine umfassende Etablierung auch deshalb schwierig, da viele Schnittstellen benötigt werden, um ein solch großes Netzwerk zu gestalten, das ein Land von der Größe Deutschlands versorgen kann. Die fehlende und auch bewusst unterbundene Werbung und Bekanntmachung dieser Technik trägt ihr Übriges dazu bei. Die sozialen Vorteile stehen wie so oft auch hier den wirtschaftspolitischen Interessen nach.

Fazit

Anstatt sich jedoch nur auf die möglichen technischen und rechtlichen Probleme des Mesh Networkings zu beschränken, sollte man den großen sozialen Wert dieser Technik in den Vordergrund stellen. Denn diese hat eine grundlegende Perspektive der heutigen Zeit erkannt: die digitale Welt ist an einen Punkt angekommen in der es möglich ist, dass man aufgrund der unbegrenzt wirkenden Vielfalt mehr als nur EIN Internet anbieten kann. Die Mesh Networks machen es möglich.

© Bilder: Wikipedia Deutschland / Boris Niehaus

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1 Comment

  1. […] wir vor ein paar Monaten schon berichteten, sind Mesh-Networks ein heisser Kandidat auf die beste Alternative zum herkömmlichen Internetzugang über DSL bzw. […]

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